Oh Mann Steffen! Was für ein Jahr war das!?
Manchmal frage ich mich ernsthaft was du da oben auf deiner Wolke so mitbekommst. Kannst du sehen was wir erleben? Spüren wie es uns geht? Hmh… doch was soll das philosophieren, ich erzähl dir einfach was wir in diesem Jahr so alles erlebt bzw. nicht erlebt haben. Du wirst dich wundern.
Alles fing ganz locker an. Spinning Marathon in Heide. Da hatten Mareike, Jessi, Jörg und Jacqueline total viel Spaß. Zu heißen Rhythmen immer schön locker bleiben. Soll ja helfen, um ausdauermäßig in Form zu kommen.
Ende Februar waren wir mit ziemlich großer Mannschaft in Neumünster, 100×100 Meter Schwimmen. Cooles Ding. Mega Spaß. Lennert hat richtig einen rausgehauen. Ist die 100x durchgeschwommen. Und sah auch am Ende noch super locker aus. Überhaupt: ich war ganz schön stolz auf „meine“ Mannschaft. Haben sich alle wacker geschlagen. Es war zwar etwas tricky die Staffeln zusammenzustellen. Aber am Ende waren alle glücklich (Tine, Andreas, Jörn Jacqueline, Jörg, Karsten B., Sanne, Lennart, Jessi, Jakob und Stefan). Ich hatte schon von einem tollen Mannschaftswettbewerb in Glücksburg zum Fördecrossing geträumt. Doch es kam schon drei Wochen später alles anders.
Corona, nein nicht das Bier Steffen, das Virus Corona hatte uns plötzlich alle im Griff. Über mehrere Wochen ging nix mehr in Deutschland! Ansteckungsgefahr! Pandemie! Ein weltweites Problem bis heute. Somit hat es dann auch den Sport weltweit gefetzt. Kannst du dir kaum vorstellen? Ja, ich hätte es auch nicht geglaubt. Alle haben wir gehofft, dass es uns nicht treffen wird, aber dann wurden die Trainingslager auf Malle, in der Toskana und Malente abgesagt. André, rührig wie immer, hat noch versucht Ersatzmöglichkeiten in Frankreich zu finden. Aber auch dort war irgendwann Lockdown. Alles dicht. Alles lag brach.
Obwohl, so ganz brach dann doch nicht, denn es haben alle trainiert. Ob groß oder klein, Profi oder Amateur. Alle, die einen Draußensport ausüben, konnten sich ein wenig wie Gewinner fühlen. Plötzlich hatten viele von uns Triathleten tierisch viel Zeit. Home-Office heißt das Zauberwort. Bis zu drei Stunden täglich Zeitersparnis, durch den Wegfall des Pendelns zur Arbeit. Wir durften uns nicht in Gruppen treffen, doch allein oder zu zweit war draußen alles möglich. Und so ging es auf die Rennräder und auch recht frühzeitig ins Freiwasser. Da drohte keine Gefahr. Das Schwimmbad war geschlossen, wie alle anderen Sportstätten auch. Und Cafés hatten natürlich auch zu. Entweder die Torte im Gepäck, oder ab in die Tanke (Mars, Cola). Du kannst dir sicherlich vorstellen wie gut die alle im Training waren. Ausdauer, kein Problem mehr für viele von uns. Sogar Zeit für Stretching und Krafteinheiten war in Mengen vorhanden. Ich weiß gar nicht wie wir das Trainingspensum immer schaffen im normalen Leben. Die meisten von uns waren entschleunigt. Zeit für anderes, doch was, wenn alles zu ist?
Es kam zu Lockerungen der Einschränkungen. Unsere Westenseetour fand in Klein- und Kleinstgruppen statt. Das war schon mal wie ein Geschenk. Doch überall haben wir forthin unsere Alltagsmasken mitgeschleppt. Ohne sie kommst du nirgends rein. Auch nicht ins Schwimmbad. Wir durften in Itzehoe etwas großartiges erfahren. Die Schwimmhalle öffnete mit dem ersten Tag als es wieder erlaubt war im Bad zu schwimmen. Training in der Gruppe im Becken Anfang Juni. Fast einzigartig im gesamten Schleswig-Holstein. Da hatte das Team im Schwimmzentrum wirklich ganze Arbeit geleistet und mit mehreren Hygienekonzepten das Gesundheitsamt überzeugt. Obwohl Steffen, ich hatte anfangs schon ein mulmiges Gefühl wenn ich in die Halle ging. Keiner konnte abschätzen ob das Virus sich nicht doch auch dorthin schleichen würde, andererseits: Chlor tötet alles… So konnten wir bis Anfang November zumindest diese Sportstätte neben dem Stadion wieder nutzen. Doch stell dir vor, anfangs waren wir nur mit max. 8 Leuten auf der Doppelbahn und mussten mit viel Abstand im Kreis schwimmen. Mannomann, was glaubst du wohl wie ich André auf den Senkel gegangen bin. Ich konnte mir nicht vorstellen wie es funktionieren sollte nach den Hygieneregeln des DSV und der SHTU zu schwimmen.
Wettkämpfe, tja, damit war es nicht weit her in diesem Jahr. Vielleicht hattest du ja die Chance von oben die Weltmeisterschaft und das Mixed Relay in Hamburg anzuschauen, dann wärest du Hans im Glück. Denn Zuschauer waren nicht zugelassen. Stattdessen klebten wir am Fernseher und waren ein wenig traurig, dass „unsere“ Nina verletzungsbedingt nicht starten konnte. Es war der fast einzige Wettkampf der Weltspitze. Nix Frankfurt, nix Hawaii, fast keine Langdistanzen. Dafür allerdings wurde virtuell trainiert und gestartet. Zunächst nur im kleinen Format, wie die SHTU Challenge, dann gab es virtuelle Meisterschaften im Laufen und auf dem Rad. Zwift WM, einen Ironman im eigenen Haus hat Frodo absolviert, aus dem Haus durfte er in Spanien nicht, die hatten Ausgangssperre. War schon eine coole Nummer. Ich würde bekloppt bei sowas. Störlauf ist natürlich auch ausgefallen, ebenso unser Tri an der Lohmühle.
In Deutschland hatten wir echt Glück so ohne Ausgangssperre. Und du kennst ja André. Hat flugs Trainingschallanges ausgelobt, es gab die Steffen-Gedächtnis-Zeitfahrrunde um Wilster. Geil! War ein bisschen wie im echten Wettkampf. Ich hatte Adrenalin wie im Wettkampf, war total aufgeregt und naja, eine lahme Oma. Kaipi und Steffi haben an dem Tag das Rennen gemacht. Wir konnten dabei ein paar Gäste aus Bargteheide begrüßen. Und Kaffee und Kuchen gab es auch: am Straßenrand unter Stromleitungen direkt neben dem Umspannwerk in Wilster. Total lauschig, echt jetzt. Man ist ja ganz ausgehungert nach Begegnungen, wenn du die Leute monatelang nicht richtig siehst. Nur das übliche Umarmen und herzen, tja, das vermissen wir nun schon seit März. Und es ist bis heute keine Änderung in Sicht.
Aber egal, weiter ging es mit Triple Run im Stadion (400m, 800m u. 3000m waren die zu laufenden Distanzen). Hier hatte die Jugend den Hut auf. Ebenso beim Swim & Run in Brokdorf. Brokdorf hatten wir im September noch einmal, als es hieß Triple Triathlon. Geiles Format: Schwimmen, Rad, Laufen, Rad, Laufen, Schwimmen, Schwimmen, Laufen, Rad. Was habe ich auf der letzten Radrunde geflucht. Immer Jessi im Ohr: Arschlochwind! Selbst der Trainer hatte die Schnauze voll und wollte sein Rad in den Graben werfen (O-ton!!) Trotzdem, hat Spaß gemacht.
Erst im Spätsommer gab es einige Triathlonveranstaltungen der normalen Art. Wanderup hatte das richtige Konzept. Und Peter, unsere Stimme dabei. In Wanderup ließen sich Consti und Lena ihre Siege nicht aus der Hand nehmen.
Lena bewies eine tolle Einstellung zum Wettkampf und zur verkorksten Saison. Sie fuhr ihr Rennen teilweise mit einem Platten. Wurde eingesammelt und hat dann im Laufen noch einen rausgehauen. Echt stark! Elmshorn war dann noch eine Station für Lena, Marcel, Marvin, Johanna, Sven, Steffi, Susanne und JJ. Und es gab noch den Hallig Dreathlon, den Familie Hoyer sich nicht entgehen ließ. Ein Bundesligarennen fand unter strengsten Auflagen in Berlin statt, alles andere fand von zu Hause virtuell im stillen Kämmerlein statt.
Die großen Ironmanrennen wurden immer wieder verschoben. Das zerrte an den Nerven derer, die unbedingt starten wollten und die ganze Trainingssaison ihre Motivation hochhielten, bis es aus Hamburg, Roth und Frankfurt die endgültigen Absagen gab. Auch international ging fast nichts. Aber eben nur fast. Und da kommt Kai ins Spiel. Der hat gezockt und immer weiter trainiert. Tallinn in Estland war dann die Stadt in der er endlich an den Start gehen sollte. Es war eine kleinere Odyssee, um überhaupt zugelassen zu werden mit Coronatest vor dem Abflug und anderem Gedöns. Dann die große Pleite: Bremsen am Rad irreparabel kaputt. Alle Mühe umsonst? Nicht so bei Kai. Wie gesagt in diesem Jahr war nichts normal. Er hatte nicht nur sein Equipement im Gepäck, sondern auch Begleitung dabei. Mareike (must be) und einen guten Kumpel, der eigentlich in Tallinn auf der halben Distanz starten wollte. Stell dir vor, der hat zugunsten von Kai verzichtet. Hat Kai sein Rad gegeben, es wurde noch von einem Schrauber angepasst und so konnte Kai seine erste Langdistanzerfahrung machen. Tolle Renneinstellung vom Kumpel und tolles Rennen von Kai, das unter für ihn sehr nervenaufreibenden Umständen stattfand. Kai, unser Rooky des Jahres 2020! Er hat sich die Lorbeeren sehr schwer, aber ganz zu Recht verdient!
Steffen, du merkst schon: Phantasie war gefragt in diesem Jahr. Die Charitytour, zu Gunsten des Patientenhotels des AKK unter der Ägide von André fand großen Anklang und ein volles Geldsäckchen. Leckerfritzig machte die Polenfahrt von Eggert, Silvia, Helga und Olli. Wiederholt konnte man die Streckenführungen von Tine und Sven verfolgen, die mit Jessi im Gepäck recht regelmäßig in Richtung Nordsee unterwegs waren. Unter 100km lief regelmäßig nix bei ihnen. Und glücklicherweise hatten auch die Cafés irgendwann wieder geöffnet und wurden von den dreien natürlich gern frequentiert.
Ein kleines Radtrainingsspaßlager gelang André noch im Herbst. Mit einer gemischt jugendlichen Gruppe fuhr er im Süden der Republik die ein oder andere Sehenswürdigkeit mit imposanten Höhenmetern ab. Höhenmeter machten auch JJ, die teils mit Mountainbike aber auch mit Steigeisen im Gepäck die Gebirge in Deutschland abklapperten. Überhaupt: Wohnmobilisten unter uns waren in diesem Jahr klar im Vorteil. Und all jene, denen die Pedale schon fast an die Füße wuchsen. Elberadweg von Itzehoe nach Dresden in acht Tagen, kleine Urlaubstour gefällig? Oder Touren im Tagesrhythmus von Dierk, unserem Schraubergenie. Kein Rad, das er nicht wieder auf Hochglanz und Vordermann brachte. Immer wieder hat er uns mit einem kleinen Rätsel zu Sehenswürdigkeiten auf seinen Strecken beglückt. Mann, wo der überall längs fährt. Und was wir alles nicht sehen auf unseren Touren. Unglaublich.
Das Wetter hat uns in die Hände gespielt. So auch bei einem weiteren Highlight in diesem Jahr. Störschwimmen! Mensch Steffen, das hätte dir gut gefallen. Bei bestem Wetter in die piwarme Stör. Die Fähre Else war unsere Startrampe mitten im Fluss. Unser Ziel die Schleuse von Kasenort. Himmel war das schön mal die Natur von der Stör aus zu betrachten und sich auch einfach nur treiben zu lassen (das haben natürlich nicht alle so gemacht). Ich hab´s jedenfalls in vollen Zügen genossen und hoffe auf eine Wiederholung. Wobei ich auf dieses Scheiß Virus als Ideengeber verzichten kann. Apropos Schwimmen: ein Talent aus der Schwimmabteilung des SCI durfte zur Talentsichtung der DTU. Laura Mählmann hat sich gut verkauft und wer weiß welche Träume sie nicht nur im Schwimmen sondern auch im Triathlon noch verwirklichen kann. Drücken wir ihr die Daumen.
Mit den Einschränkungen der Pandemie müssen wir uns vorerst weiter rumschlagen. Steffen, wieder geht fast nichts. Sport zu zweit draußen oder online im Wohnzimmer. Der Fitnesssport bei André ist schweiß- und muskelkatertreibend.
Und nun steht Weihnachten vor der Tür. Aus der Jahresabschlussfeier wurde nix. Der sportliche Ersatz fiel natürlich auch ins Wasser. Und so hoffe ich, dass wir uns alle im neuen Jahr gesund und munter wiedersehen. Ich freue mich jetzt schon riesig darauf und weiß, dass ich dann mal wieder meine Freudentränen nicht im Zaum werde halten können. Weil ich einfach alle vermisse. Unsere ganzen Teamkollegen, die Trainingseinheiten, die ich gebe, das Training mit all den anderen zusammen, die Stammtische, die Trainingslager und unseren Spaß an unserem Sport.
Einen Dank möchte ich noch loswerden: André, du bist echt ein super Trainer. Hast uns alle in diesem Jahr immer wieder motiviert, uns immer wieder mit deinen Ideen in Staunen versetzt. Zum guten Schluss gab es noch ein virtuelles Spaßevent, Escaperoom. Die alten Säcke waren voll im Hintertreffen, die Jugend klar im Vorteil. Hat wieder einmal Spaß gemacht. Danke dir André für alles. Und du da oben, Steffen, vielleicht kannst du mal deine Drähte heiß laufen lassen und was drehen. Würde mich freuen. Darauf stoße ich jetzt mit einem Glas Whisky mit dir an. Prost Neujahr!
Deine Uta